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Virtual Reality auf der DHCon - Interview mit Dr. Jan Gerrit Wieners, 2019

Virtual Reality – ein weiterer Bereich, den wir auf der DH-CON vorstellen. Der Mann dahinter: Jan Gerrit Wieners. Wir haben ihn auf ein kurzes Interview getroffen, um ihn und sein Projekt besser kennen zu lernen.

Jan, du hast deinen Magister in Informationsverarbeitung, Philosophie und Germanistik gemacht. Starten wir doch mal bei den Klischees– wirst du oft als Nerd abgestempelt?

Er lacht -“Gute Frage, bestimmt... warte, ich frag mal.“ Er stürzt aus dem Raum, zu seinem benachbarten Kollegen. „Jürgen, würdest du mich als Nerd bezeichnen?“ - Jürgen überlegt. Jan: “Schwierig, oder?“ Jürgen: „Also Nerd ist ja schon eine Eigenbezeichnung, aber - doch definitiv!“ Beide lachen. „Ja, okay. Danke. Dann hätten wir das geklärt.“

Wie bist du nach deinem Studium wieder zurück zur Universität gekommen?

„Ich war quasi nie weg. 2009 bin ich mit dem Magister fertig geworden und hab dann weiterhin hier gearbeitet. 2009, im Wintersemester, habe ich angefangen, Lehre zu machen, mit der Veranstaltung Basisinformationstechnologie (BIT), das sind die Grundlagen der Informatik. Nach meiner Promotion habe ich zwei Jahre lang als Programmierer gearbeitet, nebenbei war ich aber immer mit Lehrveranstaltungen an der Uni unterwegs. Seit 2018 arbeite ich wieder am Institut für Digital Humanities.“

Jetzt bist du bei VR gelandet und das präsentierst du auch auf unserer Veranstaltung. Wie bist du dahin gekommen?

„Ich hab mich mit meiner Kollegin Zoe Schubert zusammen gesetzt und wir hatten die Idee, dass wir Cardboards [für Lehrveranstaltungen] verwenden – diese Karton-Brillen. Ihre Idee war es, was mit Brecht zu machen. Und dann haben wir 2016 Brechtsches-VR-Theater gemacht. Das ist bei den Studis gut angekommen, sehr gut sogar. Deshalb biete ich das jetzt noch an.“

Wie sieht denn Brecht in VR aus?

„Eine Gruppe von Studierenden hat sich damals sehr an Lars von Triers 'Dogville' und 'Manderlay'  orientiert. Das schaut ganz gut aus. Also es sind zwei Filme, die visuell sehr spannend sind. Das heißt, es gibt da keine Kulissen, die Räume sind aufgemalt mit Kreide. Die Grundlage für die Studis in der ersten Veranstaltung war Brechts 'Der gute Mensch von Sezuan'. Ich finde dabei die Idee gut, die zeigt, Theater und VR vielleicht nicht als perfekte Illusion oder Abbildung einer Welt und von Narrationen zu sehen, sondern immer auch zu sagen, dass das jetzt etwas Künstliches ist.“

Was fasziniert dich persönlich an VR?

„Ich bin da echt ein bisschen zwiegespalten. Ich glaube nicht an die perfekte Immersion. An VR mag ich aber, dass ich andere Interaktionsmöglichkeiten habe und präsentiert bekomme, die ich vielleicht sogar erst lernen muss. Ich kann mich relativ frei umschauen im VR und kann meinen Blick ein bisschen freier auf Dinge richte, die mich interessieren.“

Und was motiviert dich daran zu arbeiten?

„Mich motiviert das gute Feedback meiner Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es scheint sehr viel Spaß zu machen. Alle springen zu Beginn der Veranstaltung ins kalte Wasser, weil die meisten noch keine VR-Umgebung entwickelt haben. Aber das klappt am Ende erstaunlich gut.“

Das Ganze nimmst du jetzt auch mit zur DH-CON. Warum lohnt es sich, da vorbeizuschauen - Was bringst du uns denn genau mit?

„Die Idee ist es, dass Gäste VR-Umgebungen der Studierenden dieses Semesters erfahren können. Du solltest auf jeden Fall vorbeischauen, weil es eine tolle Demonstration ist, was man im freien Umfeld, wie der Uni, so machen kann. Das sind jetzt keine Spiele. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben einen Teil des Buches 'House of Leaves' von Mark Danielewski umgesetzt. Dieses Buch ist sehr, sehr wild – zum einen typographisch, zum anderen inhaltlich. Es geht um einen Dokumentarfotographen und -filmer, der plötzlich in seinem Haus entdeckt, dass ein Raum existiert, der zum Einzug des Dokumentarfilmer noch nicht existiert hat und sich als viel größer herausstellt, als zunächst angenommen. Und er macht sich dann auf, den Raum zu erkunden. Das ist die Idee - Einen Teil dieses Buches in VR zu erzählen und zu visualisieren. So etwas hat man noch nicht gesehen.“

Es klingt spannend. Das Event präsentiert auch unsere Abschlussarbeiten, die Computerspiele. Die sind aber natürlich noch nicht fertig. Dementsprechend liegen unsere Nerven zur Zeit etwas blank. Hast du vielleicht noch ein paar aufbauende Worte für uns?

Er lacht. „Nicht verzweifeln und seid nett zueinander."

Das Interview wurde durchgeführt von Lina Engelhardt.

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