zum Inhalt springen

Q:TRACK

Quantitative Drama Analytics - Tracking Character Knowledge

Das Forschungsprogramm von Q:TRACK verknüpft Ziele in zwei Forschungsbereichen: Literatur- und Dramengeschichte sowie Computational Literary Studies. Im ersten Bereich streben wir neue Erkenntnisse über die Art und Weise an, wie soziales Wissen genutzt wird, um den dramatischen Konflikt in Theaterstücken anzutreiben oder zu lösen. Wir konzentrieren uns zunächst auf die Verteilung und Verbreitung von Wissen innerhalb der einzelnen dramatischen Welt eines Stücks. Ein Ergebnis unserer Arbeit soll ein formales Modell der Wissensrepräsentation sein, in dem das Wissen, das die einzelnen Figuren und das Publikum in den unterschiedlichen Dramensegmenten (Akt, Szene, Auftritt) erlangen oder über das sie verfügen, dargestellt wird. Ein solches Modell ermöglicht es, Beziehungen zu visualisieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Einerseits können sich daraus neue Zugänge zu den Dramentexten ergeben, die ein close reading anleiten. Andererseits erlaubt das Modell den systematischen Vergleich von Dramen. Sobald sich die Modelle auch automatisiert erstellen lassen, werden wir „herauszoomen“ und die Verbreitungsmuster aus einer dramengeschichtlichen Perspektive betrachten, um mögliche Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte zu betrachten. Ein Muster könnte darin bestehen, dass die soziale Figurenrelation, die die für die Handlung des Dramas zentrale Anagnorisis (Wiedererkennung) auslöst, durch eine Figur vermittelt wird, die selbst nicht Teil der Figurenrelation ist (etwa Herold, Diener, Zofe). Um unsere literatur- und dramenhistorischen Ziele zu verfolgen, rekonstruieren wir daher systematisch Konstellationen, Modi und Techniken der dramatischen Wissensvermittlung. Als Ergebnis dieses Prozesses erhoffen wir uns tiefere Einblicke in die Baupläne von Theaterstücken. Durch die multiperspektivische Betrachtung des Figuren- und Zuschauerwissens streben wir einen intersubjektiven, metahistorischen Zugang zur Identifizierung von Textelementen an, die als Sympathie- und Empathiesteuerung der Leser:innen funktionieren und dramatische Effekte wie die Läuterung von Emotionen (Katharsis) auslösen sollen.

Q:TRACK Projekt-Website: https://quadrama.github.io